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Krieg und Kriegsende in der Öffentlichkeit

Im Ersten Weltkrieg wurde die Kontrolle und Lenkung der öffentlichen Meinung Teil der Kriegsführung. In allen beteiligten Nationen wurden militärische und zivile Stellen aufgebaut, die unter vorgeblich wahrheitsgemäßer Aufklärung die Massen manipulatorisch steuern sollten.

  • Welche Phasen durchlief die Kriegspropaganda, wie man sie bald nannte?
  • Welche Mittel und Methoden nutzte sie?
  • Welche Rolle spielten Zeitungen?
  • Welche neuen Medien kamen zum Einsatz?
  • Wie versuchte man, die zunehmend kriegsmüde Bevölkerung zu mobilisieren?
  • Wie beurteilte man den Erfolg oder Misserfolg der Kriegspropaganda nach dem Kriegsende?

KRIEG UND KRIEGSENDE IN DER ÖFFENTLICHKEIT IN LEVERKUSEN

Unter dem Stichwort „Aufklärung“ mühten sich Militärbehörden und staatliche Stellen im Krieg um die manipulatorische Steuerung der öffentlichen Meinung und Stimmung. Ziel war zunächst, die „kriegsbegeisterte“, patriotische Stimmung in der Öffentlichkeit zu erhalten. Eine Pressezensur sollte Kritik an der Staats- und Kriegsführung sowie unerwünschte Nachrichten (z.B. Versorgungsengpässe) unterbinden. Mit schwindendem Kriegswillen der Bevölkerung versorgte man die Journalisten auf Pressekonferenzen gezielt mit erwünschten Meldungen, ergänzt von Vorträgen lokaler Honoratioren. Diese „Inlandspropaganda“ wurde um Hasskampagnen gegen die Gegner ergänzt. Berichte über angebliche Gräueltaten „russischer Kosaken“, farbiger Kolonialtruppen oder belgischer Heckenschützen sollten die eigene Kampfmoral stärken.

Die offiziellen Verlautbarungen zum „Verteidigungskrieg“ wurden jedoch zunehmend angezweifelt. Millionen kaum kontrollierter Feldpostbriefe vermittelten ein düsteres Bild von der Front und provozierten eine Flut von Gerüchten.

Mit der faktischen Übernahme der Macht durch die 3. Oberste Heeresleitung im Kriegsjahr 1916 wurde die „Volksaufklärung“ modernisiert. Eine aktive Propaganda sollte alle Ressourcen mobilisieren. Eine besondere Rolle spielten die visuellen Massenmedien Foto, Film und Plakat.

Im April 1917 startete auf Initiative Ludendorffs der „vaterländische Unterricht“. „Aufklärungsoffiziere“ sollten mit Hilfe populärer Bildmedien die Durchhaltebereitschaft stärken und einen neuen Kampfgeist erzeugen („Sieg oder Untergang“).

Bei Kriegsende fühlten sich weite Kreise der Bevölkerung von der Führung der gestürzten Militärmonarchie getäuscht. Man sehnte sich nach der Berichterstattung einer freien Presse, die es allerdings in Leverkusen nur in Ansätzen gab. Einerseits war die Zeitungsvielfalt noch klein. Der konservative „Generalanzeiger für Wiesdorf“ war ein Ableger der „Opladener Zeitung“. Die „Bergische Post“ vertrat die Meinung des Zentrums und die „Bergische Arbeiterstimme“ war zunächst das Sprachrohr der Sozialdemokratie, später das Organ der KPD. Die SPD wurde dann vom „Solinger Volksblatt“ abgebildet. Andererseits hatten die britischen Besatzer eine Pressezensur verhängt. Verstöße wurden hart geahndet bis hin zum Verbot der Zeitung. Themen zur Machtpolitik der Siegermächte, zum aufgezwungenen Versailler Vertrag sowie zur öffentlichen Sicherheit und Ordnung waren verboten oder zumindest suspekt. Die Rheinlandkommission lockerte im Januar 1920 schließlich die Beschränkungen.

KRIEG UND KRIEGSENDE IN DER ÖFFENTLICHKEIT IN BRACKNELL

Der Defence of the Realm Act (DORA) wurde vom britischen Parlament vier Tage nach Kriegsbeginn am 8. August 1914 ohne Debatte verabschiedet. Es ermächtigte die britische Regierung während des Ersten Weltkrieges, weitreichende Notstandsmaßnahmen zur Erreichung ihrer Kriegsziele zu ergreifen. Das Gesetz beinhaltete auch die Zensur der Kriegsberichterstattung in nationalen und lokalen Zeitungen.

In Bracknell gab es 1914 keine eigene Zeitung; lokale Nachrichten wurden in der Regionalzeitung im 20 km entfernten Reading publiziert.

Nach dem Kriegsausbruch wurden mehrere Journalisten zur Frontberichterstattung akkreditiert. Die zensierte Presse war zunächst das wichtigste Instrument zur „Information“, d.h. zur Beeinflussung und Manipulation der öffentlichen Meinung. Ergänzend zensierten Regimentsoffiziere jede Woche mehr als 12 Millionen Feldpostbriefe. Eine andere Möglichkeit, Informationen nach Hause zu senden, war die Field Service Postcard, eine vorgedruckte Karte mit optionalen Texten.

Der Defence of the Realm Act (DORA) wurde vom britischen Parlament vier Tage nach Kriegsbeginn am 8. August 1914 ohne Debatte verabschiedet. Es ermächtigte die britische Regierung während des Ersten Weltkrieges, weitreichende Notstandsmaßnahmen zur Erreichung ihrer Kriegsziele zu ergreifen. Das Gesetz beinhaltete auch die Zensur der Kriegsberichterstattung in nationalen und lokalen Zeitungen.

In Bracknell gab es 1914 keine eigene Zeitung; lokale Nachrichten wurden in der Regionalzeitung im 20 km entfernten Reading publiziert.

Nach dem Kriegsausbruch wurden mehrere Journalisten zur Frontberichterstattung akkreditiert. Die zensierte Presse war zunächst das wichtigste Instrument zur „Information“, d.h. zur Beeinflussung und Manipulation der öffentlichen Meinung. Ergänzend zensierten Regimentsoffiziere jede Woche mehr als 12 Millionen Feldpostbriefe. Eine andere Möglichkeit, Informationen nach Hause zu senden, war die Field Service Postcard, eine vorgedruckte Karte mit optionalen Texten.

Die Zensur stellte sicher, dass den Lesern britischer Zeitungen alle Arten von Fakten verborgen blieben. Selbst über die blutigste Schlacht der britischen Geschichte an der Somme im Jahr 1916, die 600.000 Mann das Leben kostete, wurde zunächst kaum informiert.

Erst später wurde in vielen Kinos des Landes der Film „Die Schlacht an der Somme“ gespielt, der erstmals der britischen Öffentlichkeit relativ ehrlich die Kriegsbedingungen an der Westfront zeigte.

Während des Krieges wurde ein umfangreicher Propagandaapparat aufgebaut, der diverse Formen der Inlandspropaganda nutzte, wobei visuelle Medien wie der Film zunehmend bedeutsamer wurden. 

Im frühen Kriegsstadium wurden die britischen Heldentaten jedoch in glühenden Berichten geschildert: „Die Deutschen wurden schrecklich in den Staub gezogen“ (Mai 1915) oder „Die Deutschen... schienen völlig entmutigt zu sein“ (April 1915).

Die Darstellung der britischen Erfolge sollte auch die Rekrutierung - bis zur Einführung der Wehrpflicht 1916 -  unterstützen. Hier spielten Appelle an den Patriotismus eine wichtige Rolle. Berühmt sind die „Lord Kitchener Wants You“-Poster.

Diffamierungen des deutschen Feindes sollten die öffentliche Meinung gegen Deutschland mobilisieren und den eigenen Kampfgeist stärken: „Deutsche Schrecklichkeit, der Einsatz von Giftgas, Flammenwerfern, biologischen Waffen und die Ermordung und Terrorisierung von Zivilisten. Sie haben keinen Sinn für die Regeln der ehrlichen Kriegsführung“ (April 1916). Die „Gräuelpropaganda“ entstand mit dem Einfall der deutschen “Barbaren“ in Belgien und den angeblichen Grausamkeiten an der Zivilbevölkerung. Der„Bryce-Report“ mit der Auflistung fiktiver oder tatsächlicher Kriegsverbrechen erreichte 1915 eine enorme Wirkung.

KRIEG UND KRIEGSENDE IN DER ÖFFENTLICHKEIT IN VILLENEUVE D‘ASCQ

Lille und seine Umgebung waren seit dem 13. Oktober 1914 von deutschen Truppen besetzt. Die Militärbehörde suspendierte die lokale französische Presse. Die Bevölkerung wurde über Anordnungen und Zwangsmaßnahmen der deutschen Besatzer zunächst über Plakate informiert, die auf die Stadtmauern und Rathauswände geklebt wurden. Für ihre Soldaten gab die Militärverwaltung, die LILLER KRIEGSZEITUNG heraus.

Im Einvernehmen mit der Stadt Lille erschien dann unter der „Kontrolle der deutschen Behörden“ zweimal wöchentlich das BULLETIN DE LILLE. In der Erstausgabe vom 15. November 1914 gaben der deutsche Militärgouverneur und der Bürgermeister von Lille alle geltenden gesetzlichen Regelungen bekannt.

Seit Januar 1915 erschienen im BULLETIN DE LILLE erstmals Listen mit Kriegsgefangenen aus der Liller Region, die bei der Kapitulation von Maubeuge am 8. Oktober 1918 in Gefangenschaft gerieten und in die Lager Merseburg bzw. Münster gebracht worden waren.

Die GAZETTE DES ARDENNES war ein weiteres Organ der deutschen Besatzungsmacht, das eine Zusammenarbeit mit der Zivilbevölkerung propagierte, ohne indes deren feindselige Haltung ändern zu können. So zeigte die Ausgabe vom März 1917das kultivierte Leben französischer Kriegsgefangener in Deutschland und „widerlegte“ den Ruf der Besatzer als „Barbaren“. Ein Artikel über Frauen als „die Kraft, von der die Zukunft abhängt“ reflektierte den Wunsch nach dem Kriegsende.

Die Franzosen ließen sich jedoch nicht von den deutschen Propagandazeitungen täuschen. Der wahre Kriegsverlauf wurde durch Mundpropaganda weitergegeben und durch deutsche Soldaten, die in den Dörfern in Gastfamilien untergebracht waren.

In Roubaix und Tourcoing erschien am 1. Januar 1915 eine Zeitschrift des Herausgebers Firmin Dubart, der die „Wahrheiten über die Situation des Krieges“ darstellen wollte. Es war die erste Zeitung des Widerstandes gegen die Besetzung.

Nach der Befreiung von Lille erschien nach vierjähriger Unterbrechung am 18. Oktober1918 wieder die Zeitung ECHO DES NORDENS mit dem Titel „Die Befreiung“ in Großbuchstaben und gerahmt in den Farben der französischen Flagge.