1914 - Ratibor
Im Jahr 1914 war Ratibor eine Kreisstadt im Regierungsbezirk Oppeln, zugleich achtgrößte Stadt der preußischen Provinz Schlesien.
In den Jahren 1805-1907 verzehnfachte sich die Zahl der Stadtbewohner bis auf ca. 33.000. Am 25. März 1903 hat man (mit Wirkung vom 1. April 1904) aus der Stadt Ratibor einen selbstständigen Stadtkreis gebildet. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 hatte der Stadtkreis die Fläche von fast 22 qkm, mit 38.424 Einwohnern, davon waren 33.613 katholisch, 4.014 evangelisch, 770 bekannten sich zum Judentum. Laut Angaben von 1910 (Einteilung nach der Muttersprache) gab es in der Stadt Ratibor 22.914 deutschsprachige, 11.525 polnisch und 247 tschechisch (mährisch) sprechende Personen. Ratibor war Sitz der Stadtverwaltung (mit einem Oberbürgermeister an der Spitze) und der Kreisverwaltung des Landkreises Ratibor.
Wenn man sich auf mehrere sich gleichende Aussagen stützt, muss man feststellen, dass im Vorkriegs-Ratibor Menschen verschiedener Herkunft, Sprachen, Sitten und Religionen friedlich und harmonisch lebten. Man pflegte jeweilige Kultur, Sprache, Religion in verschiedenen Institutionen und Vereinen, auch Wirtschaftsunternehmen.
Ratibor war vor dem Ersten Weltkrieg eine typische oberschlesische Industriestadt. Die Hauptzweige konzentrierten sich auf das metallverarbeitende Gewerbe und den Kohlebergbau. Des Weiteren befand sich in der Stadt, ähnlich wie in Opladen, eine Eisenbahnreperaturwerkstatt.
Im Jahre 1846 wurde die Ratiborer Bahn eröffnet (ab 1847 Strecke Berlin-Breslau-Ratibor-Oderberg-Wien). Es gab mehrere Schulen: u.a. Königl.-evangelisches Gymnasium und Anstalt für Taubstumme, die, laut Statistik, im Jahr 1913 die größte derartige Anstalt der Welt war.
In Ratibor gab es mehrere katholische Kirchen, eine evangelische Kirche und eine Synagoge. In der Stadt blühte Kultur- und Sportleben. Es gab auch mehrere verschiede Vereine, die in der sozialen, wissenschaftlichen und erzieherischen Ebene wie auch im Bildungswesen tätig waren. Es gab hier mehrere (ca. 10) Presseorgane, auch Tageszeitungen, die in deutscher, polnischer und mährischer (tschechischer Dialekt) Sprache veröffentlichten.
In Ratibor gab es Gerichte, mit dem königlichen Landesgericht an der Spitze, und verschiedene staatliche Institutionen. In der Stadt war eine Garnison mit Kavallerie- und Infanterietruppen stationiert.
Projektarbeit in Raciborz
Der in Ratibor ansässige Geschichtsverein "Towarzystwo Milosnikow Ziemi Raciborskiej"verweist in einer Vortragsankünding bereits auf die baldige Ausstellung in der Villa Römer.
Dr. Peter Sput ist nicht nur Referent des Vortrages, sonder auch der Ratiborer Projektleiter unseres gemeinsamen Projekts.